Höhenkrankheit

Begibt sich der Mensch in extreme Höhen ist dies eine Herausforderung an den Körper. Es zeigt aber auch, wie komplex die Adaptionsfähigkeit des Menschen an die Höhe ist, welcher gewöhnlich diese Erfahrung überleben wird. Im allgemeinen Sprachgebrauch als Höhenkrankheit bezeichnet, kann AMS (Acute Mountain Sickness) jeden Trekking Urlauber ab Höhen von 3.000 m befallen.

Hoehenkrankheit
Höhenkrankheit wird durch zu schnellen Anstieg ausgelöst

Die Höhenkrankheit wird durch zu schnellen Höhenanstieg ausgelöst und kann, falls die ersten Warnzeichen nicht beachtet werden, fatale Folgen haben. Durch bewusstes Handeln kann eine Höhenkrankheit vermieden werden. Der Schlüssel hierfür liegt im langsamen Aufstieg, um dabei dem Körper genügend Zeit zur Anpassung zu geben. Der Prozess zur Höhenanpassung wird als Akklimatisation bezeichnet.

Erste Maßnahme um nicht Höhenkrank zu werden und um sich zu akklimatisieren ist ein langsamer Aufstieg. Eine Faustregel besagt, dass ab 3.000 m nicht mehr wie etwa 400 Höhenmeter pro Tag abgeleistet werden sollen.

Als zweite Maßnahme gilt: je länger man auf einer gewissen Höhe verweilt, umso besser ist die Akklimatisierung. Gelegentliche Pausentage beim Trekking ermöglichen dies. Zusätzliche Akklimatisierungsläufe in diesen Ruhetagen auf größere Höhen, um dann wieder auf geringerer Höhe zu übernachten, sind ebenfalls sehr hilfreich. Es gilt die Regel „walk high, sleep low“.

Inhalt

Planung und Vorbereitung

  • Plane deine Höhenexpedition sorgfältig, informiere dich umfassend über die lokalen Verhältnisse und die benötigte Ausrüstung und berate dich frühzeitig mit Fachpersonen und erfahrenen Bergsteigern.
  • Eine rechtzeitige ärztliche Beurteilung der Eignung für (Höhen-)Expeditionen ist insbesondere für ältere Personen und solche mit bestehenden Gesundheitsproblemen ratsam ( z. B. bei Lungenkrankheiten, Epilepsie, Herzbeschwerden oder bei regelmäßig einzunehmenden Medikamenten).
  • Impfungen sollten nötigenfalls gemäß den allgemein gültigen Regeln und unter Berücksichtigung der Erfordernisse für Nepal aufgefrischt oder ergänzt werden.
  • Stelle eine geeignete Reiseapotheke zusammen, die dich gegen Notfälle wie Schmerzen, Reisekrankheit, kleine Verletzungen usw. wappnet.

Normale Symptome

Im Folgenden sind Symptome aufgelistet, die sich ab Höhen von ca. 2.500 – 3.000 m einstellen können. Sie sind völlig normal und sollten den Reisenden nicht beunruhigen.

  • phasenweise Schlaflosigkeit
  • das Verlangen nach mehr Schlaf, oftmals bis zu 10 Stunden
  • gelegentlicher Appetitverlust
  • wesentlich mehr Träume, lebhafter und wilder
  • unerwartet und plötzliches Auftreten von Kurzatmigkeit (in regelmäßigen Abständen Pausen einlegen, um den Atem wieder zu beruhigen)
  • ständig laufende Nase
  • vermehrter Drang zum Urinieren (gutes Zeichen, der Körper passt sich an die Höhe an)

Schwache AMS Symptome – nicht höher gehen

Hoehenkrankheit Symptome
Ab Höhen von ca. 2.500 – 3.000 m können die ersten Symptome der Höhenkrankheit auftreten
  • Kopfweh – sehr verbreitet und taucht meistens in den Abendstunden auf. Ein Problem kann sein, dass zu wenig Flüssigkeit während des Tages aufgenommen wurde. Für einen ruhigen Schlaf etwas gegen die Kopfschmerzen einnehmen. Hat sich der Zustand am nächsten Morgen nicht gebessert, sollte man absteigen.
  • Übelkeit – kann mit anderen Symptomen auftauchen, in der Regel aber mit Kopfweh. Hat sich der Zustand am nächsten Morgen nicht gebessert, sollte man absteigen.
  • Schwindelgefühle – treten sie während dem Trekking auf, möglichst aus der Sonne gehen und eine Pause einlegen. Flüssigkeit zu sich nehmen.
  • Appetitlosigkeit – weit verbreitet und ebenfalls ein Anzeichen für zu schnellen Anstieg.
  • Schlaflosigkeit oder generelle Müdigkeit.
  • Trockener Husten – kann manchmal schmerzhaft sein, Halsschmerztabletten helfen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alles außer Durchfall und Heiserkeit die ersten Anzeichen von Höhenkrankheit sein können und man sollte dies so annehmen. Kopfweh kann z. B. durch Flüssigkeitsmangel hervorgerufen werden und ein weiterer Anstieg ist problemlos, genauso gut kann es aber auch ein erstes Anzeichen von Höhenkrankheit sein und die Folgen schwerwiegend. Bei Unsicherheit und ersten Anzeichen sollte man auf keinen Fall höher gehen.

Die ersten AMS Symptome behandeln

Auf natürliche Weise
Treten die ersten Symptome während des Laufens auf, sollte man rasten und die Sonne meiden. In regelmäßigen Abständen Wasser und Kräutertees trinken. Kaffee und Schwarztee führen zu Flüssigkeitsverlust und sollten gemieden werden.

Mit Medikamenten
Treten die ersten Anzeichen während dem Laufen auf empfiehlt es sich, zusätzlich zur Rast und Flüssigkeitsaufnahme, etwa 125-250 mg Diamox (in Kathmandu oder Namche erhältlich) einzunehmen. Diamox wirkt nach einer bis vier Stunden. Entwickeln sich die ersten Symptome am Abend, ebenfalls 125-250 mg Diamox einnehmen und ausreichend trinken. Bei Kopfschmerzen evtl. zusätzlich eine Aspirin oder Ibuprofen einnehmen. Sind die Beschwerden nach sieben bis acht Stunden noch nicht vollständig vergangen, ist es sinnvoll abermals 250 mg Diamox zu nehmen.

Auf die Höhenkrankheit muss im Anfangsstadium regiert werden, schwache Symptome werden durch weiteren Anstieg schlimmer.

Ernsthafte AMS Symptome – sofortiger Abstieg

  • andauernde, schwere Kopfschmerzen
  • Koordinationsverlust, in Schlangenlinien laufen und betrunken wirken (wichtigstes Anzeichen um den Übergang von milden AMS Symptomen zu ernsthaften bzw. schweren AMS Symptomen festzustellen)
  • Bewusstseinsverlust
  • die Lunge klingt flüssig
  • Schwierigkeit beim Atmen
  • flüssiger Husten
  • schwere Lethargie
  • hoher Ruhepuls (über 130 Schläge pro Minute)
  • milde Symptome werden rasch schlimmer
  • unvermindertes Übergeben
  • mentale Konfusion und Halluzination
  • schweres Atmen oder Atemlosigkeit bei Ruhe
  • deutlich blaues Gesicht und Lippen

Akklimatisierungsprozess im Körper

Der Körper braucht Zeit, um sich auf den mit zunehmender Höhe absinkenden Luftdruck einzustellen und dies bedeutet dramatische Veränderungen in den chemischen Vorgängen im Körper (bei der Atmung und im Blut). Bei 5.500 m beträgt der Luftdruck etwa nur noch die Hälfte dessen, wie auf Meeresniveau.

Hoehenkrankheit Nepal
Höhenkrankheit vermeiden – der Akklimatisierungsprozess

Ebenso verringert sich der Sauerstoff-Partialdruck (also die Menge Sauerstoff, die ein Kubikmeter Atemluft enthält) in den Lungenblässchen. Da aber im Gegensatz dazu der Druck in den Zellen praktisch gleich groß bleibt, gelangt nur noch halb soviel Sauerstoff in das Gewebe. Es tritt eine Sauerstoffunterversorgung ein. Die körpereigene Atemregulation wirkt dem zunächst nicht entgegen, da sie vornehmlich auf den Kohlendioxidgehalt (CO2) des Blutes reagiert. Dieser steigt bei abnehmendem Luftdruck aber nicht an.

Bei schwerer körperlicher Belastung nimmt der CO2 Gehalt im Blut zu, aufgrund dessen wird die Atmung forciert, die normale O2 – CO2 Balance wird wiederum hergestellt. Verringert sich der Sauerstoffgehalt der eingeatmeten Luft nun in der Höhe schlagartig zum Negativen, entgegnet das CO2 Reglersystem dem zunächst nicht, die Atmung bleibt unverändert. Bei zu schnellem Aufstieg kann das Sauerstoffdefizit sehr schnell eine Größe erreichen, wo die ersten Anzeichen der Höhenkrankheit auftreten. Erst nach mehreren Stunden beginnt der Körper die Sauerstoffanreicherung im Blut mit Mehratmung zu erhöhen. Dies erfolgt aber nur bis zu einem bestimmten Ausmaß, da Mehratmung auch gleichzeitig eine höhere CO2 Abatmung bedeutet. Das CO2 Reglersystem verlangsamt die Atmung daraufhin. Zusätzlich beginnen die Nieren nach einiger Zeit, den durch den CO2 Verlust ansteigenden pH-Wert durch vermehrtes Ausscheiden von NaHCO3 in den Urin zu kompensieren. Dies ist auch der Grund für das vermehrte Urinieren, der Körper passt sich an.

Die roten Blutkörperchen sorgen für den Transport des Sauerstoffs aus den Lungen in alle Regionen des Körpers. Ein Aufenthalt in Höhenlage und der damit verbundene Sauerstoffmangel führen zu einer Anreichung an roten Blutkörperchen, die Sauerstofftransportkapazität des Blutes erhöht sich drastisch.

Folgende Tabelle zeigt den geringer werdenden Luftdruck bei ansteigender Höhe

HöhenlagemmHGLuftdruckSauerstoffsättigung *
Meeresniveau760100%99%
1.000 m67088%
2.500 m55473%
3.000 m52068%93%
3.500 m48964%
4.000 m46060%88%
4.500 m43157%
5.000 m40453%80%
5.500 m38050%
6.000 m35647%75%
7.000 m31441%
8.000 m27736%
8.848 m24933%

* durchschnittliche Sauerstoffsättigung im Blut bei Ruhezustand des Körpers

Erfrierungen – was ist zu beachten

Vorbeugung

  • Guter Gesundheitszustand und Fitness, erstklassige Bekleidung und intelligentes Verhalten schützen am besten vor Erfrierungen.
  • Die Kleidung muss die Gesamtkörperwärme bewahren. Kaltes und windiges Wetter in großer Höhe verstärkt die Auswirkungen der Kälte drastisch. Gesicht, Hals und Nacken müssen bedeckt sein, da dort ein enormer Wärmeverlust entstehen kann.
  • Reichliche Nahrungszufuhr fördert die Wärmeproduktion des Körpers. In tiefen Höhenlagen sollte eine eskimoartige Diät mit viel Fett eingehalten werden, in größerer Höhe und Kälte werden eher Kohlehydrate konsumiert.
  • Besonders in großer Höhe sind extreme Wetterbedingungen zu vermeiden.
  • Eng sitzende Kleidung, besonders im Bereich der Hände und Füße, sind zu vermeiden. Socken und Schuhe sollten gut passen, aber nicht drücken.
  • Bei extremer Kälte müssen Fäustlinge getragen werden. Für Tätigkeiten wie fotografieren oder kochen werden Fingerhandschuhe verwendet, die unter den Fäustlingen getragen werden.
  • Gegenstände aus Metall sollten nicht mit den bloßen Händen berührt werden.
  • Starke körperliche Belastung führt zu vermehrter Atemtätigkeit und Schwitzen, was wiederum zu Wärmeverlust und Unterkühlung führen kann.
  • Hände und Füße müssen trocken gehalten werden. Nasse Socken müssen gewechselt, das Eindringen von Schnee oder Wasser in die Schuhe mit Gamaschen oder geeigneten Hosenabschlüssen verhindert werden.

Behandlung

  • Es braucht mehrere Stunden, eine unterkühlte Person aufzuwärmen, auch wenn schon früher ein Gefühl der Erholung auftritt. Dies ist noch nicht der Zeitpunkt, um sich erneut extremer Kälte auszusetzen.
  • Unbedingt zu unterlassen ist das Einreiben erfrorener Extremitäten mit Schnee.
  • Ist eine Erfrierung der Hände oder der Füße bereits eingetreten, so muss Ruhe bewahrt werden. Die Kleidung darf erst in einer sicheren, warmen Behausung ausgezogen werden. Das rasche Wiederaufwärmen mit Wasser von 37 Grad, welches innerhalb einer halben Stunde bewerkstelligt werden kann, ist ausschließlich gestattet, wenn man sich in einer sicheren, warmen Unterkunft befindet.
  • Falls das Risiko einer erneuten Kälteaussetzung besteht, ist das Auftauen einer erfrorenen Extremität unter allen Umständen zu vermeiden, da dies zu den schlimmsten Gewebeverlusten führt.